Sonntag, 15. Juli 2007

Der 500 stellt den Mini in den Schatten

Die Autobild-Redaktion hat den neuen Fiat 500 getestet und dabei einen Mini One dagegen antreten lassen. Nach zehn Minuten Fahrt in den Hügeln des Piemont bleibt schon der erste Fiat-Fan stehen, er will in den Wagen sitzen den er für sich auch bestellt hat. Der 500 sieht live aber auch schnuckelig aus mit seinen Knopfaugen, den verchromten Türöffnern und dem leicht gewellten Buckel. Wo der Fiat auftaucht, steht der gelbe Mini One erst einmal im Schatten – bei modebewußten Marken-Wechslern sicher ein dickes Pfund.

Das ganze Auto ist eine rollende Verlockung, ihn mit ein paar Extras nach persönlichem Geschmack herauszuputzen. Anders als beim VW New Beetle, der innen ziemlich fade wirkt, durften Fiats Designer sich auch beim Interieur des 500 austoben. Der Armaturenträger ist grundsätzlich in Wagenfarbe lackiert. Das Rot in unserem Testwagen weckt besser als ein doppelter Espresso, vor allem im Kontrast zu den cremefarbenen Einsätzen. Reizvolle Nostalgie lebt auch im klassischen Rundinstrument, das mit Anzeigen nur so überladen ist. Immerhin hat dieses Augenfutter seine Vorteile: Die Mittelkonsole kommt mit drei Schaltern aus. Was für eine Wohltat im Vergleich zum Mini, der einen mit seinen Kippschaltern, Dachkonsole und Pizzatacho schier erschlägt. Kleiner Fühltest im 500: Als ich mit dem Finger auf die Kunststoffleiste klopfe, macht es ein dunkles "pock, pock". Die Materialien sind nicht so edel, aber genauso solide wie im Briten.

Leichtgewicht: Schon die 69 PS starke Basismotorisierung reicht aus.
In den Mini fällt man sportlich hinab, in den Fiat steigt man eine halbe Etage höher ein – und gelassener wieder aus. Gestresste Bandscheiben wissen, wen sie kaufen würden. Und wo sie streiken: Die Rückbank taugt in beiden nur für leidensfähige Gelegenheitsgäste, im Alltag sind das Zweisitzer. Dass in den etwa gleich großen Kofferraum des 500er (180 bis 550 Liter) die Sprudelkisten längs hineinpassen – wer will's wissen? Nein, uns interessiert mehr das Fahrgefühl. Da überrascht der 500 zuerst mit angenehmer Leichtigkeit, denn er wiegt laut Werk nur 930 Kilo (Mini: 1060). Er weht also noch, der Geist der alten, sparsamen Kleinwagen. Entsprechend flott kommt der Fiat schon mit den 69 PS des Basismotors voran, stürmt locker die Hügel des Piemont hinauf und soll in 12,9 Sekunden Tempo 100 schaffen. Mehr als genug.

Die meisten Käufer werden nicht Leistungskurven vergleichen, sondern Preis- und Zubehörlisten. Der 500 hört etwa dort auf, wo der Mini anfängt: bei 15.850 Euro. Beim Geld spielt der Fiat (Verkaufsstart 7. Oktober) in einer freundlicheren Liga. Ab rund 10.500 Euro sind unter anderem sieben Airbags, elektrische Fensterheber und Zentralverriegelung serienmäßig. Darüber hinaus wird es bunt: drei Motoren, drei Ausstattungen, zwölf Farben, neun Räder, neunzehn Sticker, Hunderte Zubehörteile von Chromstreifen bis zur farbigen Hülle für den Schlüssel, wie wir's von Mobiltelefonen kennen. Das wird ein großes Stöbern werden in langen Winternächten, dafür ist ja genug Zeit. Denn nach Deutschland kommen dieses Jahr nur noch 2500 Autos – da drohen Wartelisten. Im polnischen Werk Tychy werden die Bänder glühen, zumal der 500 zur Familie wächst: 2008 kommt der Abarth (135 PS), später folgen Cabrio, Kombi, eventuell Erdgasversion, Allrad und Cross-Modelle. Viel Stoff für Internetseiten.

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Joachim Staat
Der 500 ist endlich wieder Fiat pur: ein kleines Auto mit tollem Design zum akzeptablen Preis. Wer Vernünftiges will, muss woanders suchen. Seine Form und das mögliche Zubehör heben ihn aus der Masse – Italiens Mini, eine Preisklasse tiefer.

Der ganze Artikel: http://www.autobild.de/test/neuwagen/artikel.php?artikel_id=14587

Keine Kommentare: