Autobild hat fünf Roadster auf einem Rennkurs getestet und einen Vergleich gezogen:
"Fünf Freuden sollt ihr sein"
Auf den ersten Blick sehen Alfa Spider, Mercedes SLK, Audi TT, BMW Z4 und Opel GT alle recht sportlich und selbstbewusst aus. Doch spätestens auf der Rennstrecke trennt sich die Spreu vom Weizen. So war es auch dieses Mal. Wenn auch völlig anders als von uns erwartet.
Von Ralf Kund
Noch vor einigen Jahren stand das Offenfahren in erster Linie für entspanntes Cruisen. War so nie unser Ding, denn die SPORTSCARS-Redaktion gehört eher zur frisurenverachtenden Sauschnell-und-luftig-Fraktion. Eigenwillige Skulpturen entstehen da oft, wenn der Fahrtwind bei 250 oder mehr das Haupthaar umspielt wie ein Bullterrier das Stubenküken oder die Augenbrauen zu Dreadlocks zusammenzwirbelt. Heute gehört ein Windschott zum guten Ton, ein annähernd zugfreier Innenraum bei geschlossenen Scheiben erlaubt auch weniger hartgesottenen Naturen das offene Fahrvergnügen bei Autobahntempo.
Und das ist eine der leichtesten Übungen aller fünf getesteten Roadster: Der allradgetriebene Alfa Spider, ein rassig gezeichneter Italiener mit grimmigen Blick, ist immerhin für 240 km/h gut. Auf 250 km/h bringt es der ebenfalls allradgetriebene TT Roadster, der in seiner aktuellen Ausgabe endlich zeigen will, dass in ihm auch ein richtiger Sportwagen steckt. Der BMW Z4 lebt in puncto Sportlichkeit von seinem guten Ruf und erreicht 250 km/h. Ebenso wie sein direkter Konkurrent SLK 350, der in seiner jüngsten Prägung ebenfalls auf sportliche Ausrichtung setzt. Last but not least der mit langer Schnauze im klassischen Roadstertrimm daherkommende Opel GT: Er erreicht 229 km/h und verzichtet als Einziger auf ein Windschott. Doch das ist nicht die einzige Alleinstellung des aufsehenerregenden Opel GT, der auf einen aufgeladenen Vierzylinder setzt und aus zwei Liter Hubraum 264 PS schöpft. Die vier anderen gehen etwas mehr in die Vollen und bieten V6-Motoren mit 3,2 (Alfa, Audi) bis 3,5 Liter Hubraum (Mercedes), was für 250 (TT) bis 272 PS (SLK) ausreicht. Der BMW Roadster setzt auf den bekannten Reihensechszylinder mit drei Liter Hubraum und 265 PS.
Bevor wir die fünf Kontrahenten über die Rennstrecke in Oschersleben scheuchen, ein paar alltagsrelevante Dinge. Wer sich auf den schnittigen Alfa einschießt, sollte mit der typischen, sehr hohen Sitzposition und der leicht froschartigen Haltung keine Probleme haben. Für schnelle Kurven fehlt der Seitenhalt, bei langen Strecken kann die zu kurze Oberschenkelauflage unbequem auffallen. An den doppelten Griff zum Anlassen (erst Schlüssel einstecken, dann Startknopf drücken) muss man sich gewöhnen, die eher schlicht gehaltenen Armaturen neigen zu Reflexionen. Aus ganz anderem Holz geschnitzt präsentiert sich der TT Roadster. Schnell ist über Lenkrad und Sitzverstellung eine perfekte Sitzposition gefunden, das sportlich geformte Gestühl bietet sehr guten Halt und ist auch noch bequem. Im Gegensatz zum Alfa sitzt man hier sehr tief, was die Rundumsicht erschwert. Doch dafür entschädigt ein Blick auf den schönen Drehzahlmesser mit großen Ziffern. Das unten abgeflachte Lenkrad buchen wir ab unter modischer Zierrat.
Auf geht's: In Oschersleben müssen sich die fünf Roadster beweisen.
Doch was zählt ist aufm Platz – und jetzt kommt AUTO BILD SPORTSCARS-Testfahrer Dierk Möller-Sonntag ins Spiel. Im Alfa sitzt auch Dierk nicht besonders, beklagt zudem den zwar durchzugsstarken, aber nicht sehr drehfreudigen Motor, der sich bei mittleren Drehzahlen am wohlsten fühlt. Und die lauten Verdeckgeräusche. Doch das ist alles Vorgeplänkel. Unter sportlichen Aspekten ist das Beste, was man über das Fahrverhalten des Spider sagen kann: Er ist sehr sicher und durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Das ärgert allerdings den ambitionierten Fahrer, der ein leicht mitlenkendes Heck beim Kurvenräubern nutzt. Die Lenkung, die kaum ein Gefühl vermittelt, trägt auch nicht gerade zu guten Rundenzeiten bei. Am Schluss verliert der schwere Alfa rund sieben Sekunden pro Runde – ein Racer ist er nicht.
Nicht zu schlagen: Der SLK 350 zeigte die beste Performance auf der Strecke.
Nach den ersten Runden mit dem GT hatte den Opel eigentlich niemand mehr als ernsthaften Rundkurs-Gegner auf der Rechnung. Doch trotz seiner völlig gefühllosen, indirekten und zu leichtgängigen Lenkung und dem etwas verzögert ansprechenden Turbomotor ist Dierk sehr schnell unterwegs. Sauschnell, um genau zu sein: Der sehr gutmütig abgestimmte GT fährt der Konkurrenz – außer dem SLK – davon und landet bei den Rundenzeiten auf Rang 2. Angesichts des günstigen Preises reicht das auch gesamt für Platz 2.
Mehr zum Test: http://www.autobild.de/test/neuwagen/artikel.php?artikel_id=14439
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