Mittwoch, 4. April 2007

Alfa-News-Testdrive: Fiat Bravo

Der neue Fiat Bravo wurde das letzte Wochenende in der Schweiz auf den Markt eingeführt. Schon seit dem Autosalon in Genf bestand bei uns der Wunsch, das Auto zu testen. Die Wiler Liga hat uns den neuen Fiat der Golf-Klasse letzte Woche für einen ausgiebigen Testdrive zur Verfügung gestellt.



Von Didi Klement

Der Bravo wirkt auf Fotos recht dynamisch und fast ein wenig zahm, hat mit seinem italienischen Outfit und seinem dynamischen Blick aber den Betrachter schnell gefesselt. Schon am Genfer Salon zeigte sich der Bravo in vielen Farben und mehreren Ausstattungen als eigentlicher Renner auf den italienischen Autoständen, die Erwartungen wurden geschürt.



Fiat setzt in den Bravo als Nachfolger des schlecht verkauften Fiat Stilo sehr grosse Hoffnungen. Man hofft auf den grossen Hit, der den Erfolg des Puntos noch verstärkt und Fiat weiterhin zum erfolgreichsten Autokonzern Europas macht. Die Startzeichen für den Bravo standen aber eher schlecht, denn vor nunmehr 20 Monaten hat man die ersten Fahrzeugentwicklungen und das damals aufgebaute neue Design wieder eingestampft. Die ersten Präsentationen waren gefloppt und bei Fiat wurden alles bereits gestaltete verworfen. Mit grossem Eifer machte man sich an das Neudesign und setzte dabei erstmals in der Geschichte der italienischen Autoindustrie auf Computer. Der Bravo wurde weitgehend am Computer entworfen und gestaltet. Deshalb und nur deshalb hat die Zeit überhaupt gereicht, in 18 Monaten ein komplett neues Fahrzeug-Konzept aus dem Boden zu stampfen. Selbst ein Teil der Testfahrten wurde rein virtuell durchgeführt, um Zeit zu sparen.



Das Konzept gefällt auch auf den zweiten Blick. Der Fiat Bravo hat ein sehr gefälliges Design mit genial ansteigender Seitenlinie die vom Mut italienische Autodesigner zeugt. Die Übersichtlichkeit nach hinten ist damit verkleinert worden und beim punktgenauen Einparkieren hofft man jeweils, der Abstandswarner sei genau genug, alle Hindernisse zu melden. Aber diese Übersichtlichkeit nach hinten ist das alleinige Manko des neuen Bravo und wer sich in den Wagen verliebt, der kann gut damit leben.



Das Gesicht gleicht dem gefälligen und sehr erfolgreichen Fiat Punto sehr. Der Punto wiederum hat Anleihen beim Maserati geholt, womit die italienische Erkennbarkeit weitergezogen wird. Das Heck hat viel von einem Alfa, die markante Keilform des Bravo ist enorm gefällig. Das neue Logo in rot steht dem Fiat Bravo sehr, man wundert sich nur, weshalb der Schlüssel zum Bravo noch das alte Logo trägt. Vor allem fürs Karosseriedesign erhält der schneidige Bravo viel Beifall. Sein Heck ist vom feinsten und die Heckansicht erkennbar Bravo. Die Linienführung des Bravo hat es auf jeden Fall in sich, egal aus welchem Winkel man den neuen Fiat betrachtet.

Das Cockpit und das Innenleben ist sehr auf Zweckmässigkeit und Gefälligkeit ausgelegt. Der Bravo hat alle Instrumente am richtigen Ort und das Radio sowie die Qualität des Radios lässt auf den ersten Eindruck hin keine Wünsche offen. Das Platzangebot ist sehr gut und selbst 5 Erwachsene können sehr gut im Bravo Platz nehmen. Beim Kofferraum sieht man dann den italienischen Kompromiss zwischen gefälligem Design und Praxis. Der Kofferraum ist mit hoher Ladekante versehen, das ist unpraktisch.

Die Lenkung ist sehr präzise aber im Citymodus auch extrem leichtgängig. Das Rückwärtsparkieren und Rückwärts fahren erfordert eine Gewöhnung weil der Bravo unübersichtlich ist, ansonsten gibt es keine negativen Aspekte beim Bravo ausser der für heutige Massstäbe eher hohen Ladekante.

Der im Testwagen eingebaute 1.9 M-Jet Turbodiesel hat einen hervorragenden Eindruck hinterlassen. Motor und Dynamik passen hervorragend zum Bravo und das Gesamtkonzept ist sehr gut abgestimmt. Das Fahrwerk ist recht hart gefedert und straff ausgelegt. Bei langsamer Fahrt auf schlechten Strassen mit Querrillen ist der Bravo eher zu hart aber das einlenken und die Spurtreue sind spürbar besser als beim Stilo. Das 6-Gang Getriebe ist gut abgestimmt und in Kombination mit dem M-Jet mit 150 PS bleibt immer genügend Kraft übrig, um einen Zwischenspurt hinzulegen.


Fazit von Alfa-News-Redaktor Didi Klement:

Der Golf hat einen grossen Gegner bekommen der sich in vielen Punkten besser in Szene setzt. Die Eigenständigkeit und die Unterschiede stehen dem Bravo sehr gut, der jüngste Fiat Spross mag sich behaupten. Natürlich sind skeptische Stimmen Zeugnis früherer Probleme, vor allem bei der Langzeitqualität muss der Bravo seinen Durchhaltewillen noch beweisen. Die Verarbeitung der ersten Autos im Markt ist aber Zeugnis davon, dass man in Italien vieles erkannt hat. Der Bravo wird deshalb mit viel Lob bedacht und etliche Tester der ersten Fahrzeuge bezeichnen den Bravo als Hit. Auch für mich war das Erlebnis „Bravo“, der neue Fiat ist ein neuer Meilenstein in der Automobilgeschichte und wer weiss, vielleicht gelingt dem Bravo auch die eine oder andere Auszeichnung.


Daten: Fiat Bravo 1.9 16V Multijet

Antrieb: 1,9-Liter-4-Zylinder, Turbodiesel, Partikelfilter,

150 PS, 6-Gang-Getriebe, Vorderradantrieb.

Werte: 0–100 km/h in 9,0 s. Spitze 209 km/h.

Karosserie: Länge 4,34 m, Breite 1,79 m, Höhe 1,49 m. Gewicht 1205 kg.

Verbrauch: 4.5 bis 7,6 l/100 km, Energieeffizienz Kat. A., CO2: 149 g/km.

Ausstatt.: 6 Airbags, ESP (inkl. ASR, Notbremsassistent, Hillholder), Radio/ CD,

Garantie: 3 Jahre oder 100’000 km Garantie usw.

Preis: Ab 30800 Franken, Basispreis (1.4 16V, 90 PS) ab 20´900 Franken.



Testwagenlieferant:

Liga Lindengutgarage Wil/St. Gallen, http://www.liga.ch/

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