Dienstag, 13. März 2007

Im Test: Alfa Spider – Audi TT Roadster

Die Autobild hat den Alfa Spider 3.2 Q4 V6 gegen den Audi TT Roadster 3.2 antreten lassen.

Der Text:
Vier Jahrzehnte nach dem Film der Reifeprüfung macht die sechste Auflage des Spider wieder von sich reden. Diesmal nicht durch einen Filmauftritt, sondern mit einem Design zum Niederknien. Wie der rote Roadster mit seinen zusammengekniffenen Dreifach-Scheinwerfern und dem klassischen Scudetto (Dreieckgrill mit Alfa-Wappen) dazwischen die Straße furchtlos ins Visier nimmt, nötigt einem schon Respekt ab. Ein Danke den Karosserie-Schneidern von Pininfarina, die das Cabrio auch produzieren. Klar, dass wir dieser italienischen Ikone des guten Geschmacks nicht irgendeinen Gegner vorsetzen können. Also wählten wir den nagelneuen Audi TT Roadster, die offene Variante des AUTO BILD-Design-Königs, der in zweiter Auflage gerade durchstartet. Und mit seiner reduzierten Formenspache sowie teutonischem Temperament ebenfalls heftig am Tor zum Roadster-Olymp rüttelt.

Ohne erkennbare Haftungs- Ausschlüsse reißen die 250 PS des Audi an allen vier Rädern und peitschen den kompakten TT nach vorn. Die elektrohydraulische Lamellenkupplung, die ohne besondere Vorkommnisse 85 Prozent der Antriebskraft nach vorn leitet, macht den TT dabei je nach Fahrsituation zum reinen Front- oder zum waschechten Hecktriebler. So reichen schlanke 5,8 Sekunden für den Ritt bis Tempo 100, das früh anliegende Drehmoment sorgt für Schub in allen (Drehzahl-)Lagen, mit dem Direktschaltgetriebe (2150 Euro extra) flippert es sich schneidig durch die sechs Gänge.

Das überschäumende Temperament des offenen TT wurzelt allerdings nicht nur in der schieren Leistung von 250 PS, sondern auch im Verzicht an anderer Stelle. Die Karosserie im Alu-Stahl-Mix begrenzt das Gewicht auf 1560 Kilogramm – der übergewichtige Alfa bringt fast 300 Kilo mehr auf die Waage.

Und die spürt der Fahrer jederzeit. Zum Beispiel in den 1,5 Sekunden, die der Spider länger bis Tempo 100 braucht. Oder bei der unglaublich mühsamen Annäherung an die versprochenen 240 km/h Spitze. Und das alles, obwohl der Alfa immerhin 260 PS auf seine vier Räder loslässt. Wobei uns das Q4 genannte Allradsystem durchaus bekannt vorkommt. Denn die Alfa-Techniker klemmen dem Spider ein mechanisch arbeitendes Torsendifferenzial zwischen die Achsen – quattro lässt grüßen. Im Standardbetrieb gelangen so 57 Prozent des Motormoments an die Hinterräder. Maximal werden 69 Prozent nach hinten geleitet, weniger als 39 Prozent können es nicht sein.

Auch in Sachen Fahrkomfort fährt der Italiener hinterher. Kleine Stöße melden sich beim Fahrer direkt übers Lenkrad, die gröberen lassen Mensch und Maschine komplett erzittern. Zugegeben, auch der Audi setzt auf sportlich-feste Federn und Dämpfer – die Abstimmung ist aber deutlich harmonischer, stößt weniger unangenehm auf. Auf langen Wellen neigt das straffe Alfa-Fahrwerk zudem zum Stampfen. Und gegenüber dem unerschütterlichen Audi verwindet die Karosserie deutlich stärker. Obendrein bietet der TT etwas mehr Platz, beherbergt auch größere Fahrer vernünftig. Im Alfa sitzt man mit über 1,90 Metern einfach eine Etage zu hoch. Ungemütlich geht es dennoch nicht zu. Im Gegenteil.

Die serienmäßigen Windschotts (elektrisch beim TT, transparent im Spider) überlassen wir gern allen, die Angst um ihre Frisur haben. In einem Roadster darf es, ja, muss es ziehen. Ein Genuss, der bei beiden teuer erkauft werden muss. Der Audi TT Roadster 3.2 quattro DSG kostet stolze 45.950 Euro, der Alfa Spider 3.2 JTS V6 Q4 Exclusive fordert 45.200 Euro.

In der Bewertung hat der Audi von der Redaktion mehr Punkte bekommen und kommt bei 600 möglichen Punkten auf 471, der Alfa Spider kommt auf 415 Punkte.

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