Die Sonntagszeitung hat einen Artikel von Ulrich Safferling abgedruckt:
Zitate:
"Abarth 500 gegen Mini Cooper, das ist ein Rennen zwischen zwei hochpotenten Kleinwagen. Beileibe keine Modeerscheinung, sondern schon bei ihren Vorgängern in den 60er Jahren ein Kult. "
"Viel Leistung in kleiner Verpackung, das nennt sich in der Szene Knalldose, Rennsemmel oder Kraftzwerg. Der schon mal einen Porsche erschrecken kann, wenn sich der vermeintlich schwachbrüstige Kleinwagen als Leichtgewicht auf Powertrip entpuppt."
"Keine Frage, das macht Spass, damals wie heute. Und so taucht der neue Fiat Cinquecento unter der alten Marke Abarth 500 mit 135 PS auf, in memoriam des Tuners Carlo Abarth (1908-1979). Eine schärfere «esseesse»-Version mit 160 PS wurde jüngst auf der Essener Motorshow gezeigt."
"Beim Mini heisst der Tuning-Übervater John Cooper (1923-2000), und er steht in der aktuellen Version für 120 PS gerade. Das wirkt zwar mickrig, doch lockt die BMW-Marke Gas-Junkies noch mit zwei schärferen Versionen (S mit 175 und Works mit 211 PS).
Für einen Vergleich reicht der Cooper, der nicht weit von den Leistungen des leichteren und kraftvolleren Abarth entfernt ist - und preislich voll vergleichbar, wenn mit Klimaanlage, ESP und Sportsitzen nachgerüstet wird. "
"Dann herrscht nahezu Gleichstand. Der Mini glänzt zudem mit Spritspartechnik wie Start-Stopp-Funktion, Bremsenergie-Rückgewinnung sowie Sechsganggetriebe, der Abarth bietet exklusiv einen Knie-Airbag serienmässig."
"Über das Retro-Design der Duellanten lässt sich nicht streiten. Die einen lieben den knackigen Engländer, die anderen verlieren ihr Herz an die italienische Knutschkugel. Die Abmessungen liegen in beiden Fällen unter 3,70 Meter Länge, das Gewicht knapp über 1100 Kilogramm, und die Kofferräume sind ähnlich gross. Oder vielmehr klein."
"Beim Blick in den Innenraum unterscheiden sich die beiden Zwerge doch deutlich. Die Abarth-Version glänzt zwar mit serienmässigen Sportsitzen, die sich mit der Lederausstattung für 2100 Franken deutlich aufwerten lassen. Doch sind die Sitze schmal geschnitten, ein normal breites Kreuz fühlt sich schnell beengt. "
"Das findet im Mini etwas mehr Platz, allerdings fällt die Auflage für die Oberschenkel knapp aus. Optisch hinterlässt der Mini beim Interieur den besseren Eindruck. Plastik ist eben nicht gleich Plastik. Das fasst sich im Cooper weicher, schöner, wertiger an. "
"Der Abarth bietet bis auf ein paar Lederapplikationen nicht mehr als der Basis-500er. Robust, aber nicht wirklich schön. Das gilt auch für Lenkung und Schaltung. Die hakelt sich gern mal durch die fünf Gänge, von denen der letzte etwas lang übersetzt ist. "
"Das kann der Mini präziser und nicht zuletzt wegen eines Gangs mehr deutlich besser. Ausserdem gibt sein Fahrwerk feine Rückmeldung von der Strasse ans Lenkrad, das ruhig etwas dicker sein dürfte. Ob es so üppig wie im Abarth ausfallen muss, sei mal dahingestellt. "
"Am Steuer des 500 bleibt die Strasse fremd - synthetisch oder indirekt, nennt das der Tester. Zwar lässt sich gut dosieren, im Sport-Modus fühlt sich das straffer an, und der leichtgängige Normalbetrieb vereinfacht das Parkier-Gekurbel. Aber überzeugend ist das für Renn-Ambitionen nicht."
"Die beweist der Abarth 500 dafür mit seinem Treibsatz. Trotz Turbokraft dreht der kleine Vierzylinder fast ansatzlos hoch und katapultiert den Zwerg nach vorn. So nachdrücklich, dass nur dank Antischlupfregelung, elektronischem Sperrdifferenzial und ESP der Vortrieb in ruhigen Bahnen läuft. Und in der Kurve mehr Freiraum fürs Gasgeben bleibt. Die physikalische Neigung, über die angetriebenen Vorderräder bei zu viel Speed Richtung Graben zu zielen (Untersteuern), wird zwar lange unterdrückt. Doch ist der kritische Punkt erst einmal erreicht, kommt sie mit Macht."
"Dazu passt das dumpfe Gebrabbel aus den beiden Endrohren, als wolle der Zwerg den Ferrari-Geschwistern nacheifern. Schade, ist die Ladedruckanzeige so schlecht ablesbar und wird von der Schaltpunktanzeige dominiert. Die ist im Sport-Modus nicht aktiv, nervt sonst trotz aller Sinnhaftigkeit zu beständigem Hochschalten. "
"Kritik erhält der Abarth auch für die harte, besser brettharte Federung. Ob Gullydeckel, Fahrbahnabsätze oder Kopfsteinpflaster, ja selbst auf soliden Autobahnstücken wippt und bebt der Abarth beständig auf und ab. Da ist es keine Entschuldigung, wenn der Mechaniker betont, es handele sich um ein sportliches Auto. Das geht auch anders."
"Der Abarth 500 polarisiert stärker. Er ist der giftigere Kandidat, springt schneller los, lässt es geräuschvoller angehen und fordert eine feste Hand. Seine Ausstrahlung lässt sich dank zahlreicher Beklebungen deutlich steigern, dagegen sind die Rennstreifen des Mini oder ein Union Jack auf dem Dach fast schon harmlos. "
"Der Abarth ist für die jungen, jungen Wilden und der Mini Cooper für die nicht ganz so jungen Wilden. Und wem der Italo-Zwerg zu sehr auf dem Pelz hockt, der kann immer noch zum Cooper S greifen. Oder altersmilde gelassen auf die rechte Spur wechseln."
Der ganze Artikel:
http://www.sonntagszeitung.ch/auto/artikel-detailseite/?newsid=54853
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