Donnerstag, 15. Februar 2007

Editorial: Eggers Abgang bei Alfa Romeo birgt Gefahren und Chancen

Der bei Alfa Romeo derzeit als Leiter Centre Stile eingesetzte Wolfgang Josef Egger (44) macht sich auf, ab Mai als Leiter Design bei der Marke Audi deutsche Autos zu gestalten. Als einer der derzeit besten Autodesigner der Welt nutzt er den Ruf zu Audi, um sich persönlich zu verbessern und hinterlässt damit in den Reihen von Alfa Romeo eine Lücke, die hoffentlich gut genutzt wird.

Wolfgang Egger steht für den Alfa Diva, den Alfa 8C Competizione sowie den 8C Spider. Alle drei Konzepte sind ähnlich, alle drei Konzepte betonen die grosse Tradition und Sportlichkeit von Alfa Romeo. Kein Wunder, hat man sich bei Fiat schwer getan, der Tochter Alfa Romeo den 8C zu erlauben, der von der Vorstellung weg als Rückkehr aller Alfa-Traditionen gefeiert wurde. 3 Jahre brauchte man bei Fiat, um den Start des 8Cs zu gestatten und man hat sich anfänglich sehr zurück gehalten mit Euphorie an den 8C. Die 500 erlaubten 8C Competizione wurden in wenigen Wochen verkauft und etliche Manager der Fiat-Spitze haben sich mit einem solchen Zweisitzer eingedeckt. Zur rechten Zeit, denn wer auf den 8C Spider spekuliert, der spekuliert vielleicht umsonst. Ich persönlich habe den offenen 8C Spider immer bevorzugt, mir würde ein solches Cabrio jederzeit besser gefallen als der Competizione.

Mit dem Abgang von Wolfgang Egger verbinde ich persönlich nicht nur Traurigkeit, ich hoffe auch, man bringt bei Alfa Romeo den Mut auf, neben den grossen Designern von Pininfarina und Giugiaro ein Talent aus den eigenen Reihen an das Zeichenbrett zu lassen. Natürlich hat Wolfgang Egger den 8C nicht in einsamen Nächten selbst gezeichnet und vollumfänglich alleine herausgearbeitet, viele Details sind aber seine Ideen und insbesondere das Diva-Konzept zeigt, dass Egger die richtigen Kompromisse vorschlägt, die ein stimmiges Ganzes ergeben. Der 8C war Eggers Meisterstück und danach kann es fast nur mehr abwärts gehen, hofft man nun bei Alfa, wenn Egger zur Marke Audi wechselt. Zuvor sind in seinem Kopf aber noch wichtige Konzepte wie der Alfa Junior und der 149 sowie 169 entstanden, alle drei Autos sollten jetzt im Centro Stile de Alfa Romeo weitgehend fertig entwickelt sein um in der Detailarbeit zu stehen.

Damit hat Wolfgang Egger aber auch das Wissen um die Zukunft der Marke Alfa Romeo im Kopf und es wird spannend werden, die kommenden Design-Entwürfe von Audi zu betrachten.

Mir persönlich tut der Abgang sehr weh, ich bedaure diesen Schritt von Wolfgang Egger. Egger hatte fast immer offene Türen für die Journalisten und wer die richtigen Fragen stellte, bekam auch wichtige Antworten. Für Audi ist das ein Gewinn, für Alfa Romeo wird das hoffentlich nicht zum Desaster. Für Alfa Romeo kann das durchaus zum Gewinn werden, es gibt in Italien enorm viele Talente die Alfa ein neues Gesicht verpassen können. Damit ist es aber nicht getan, denn es braucht das richtige Design und die richtige Technik zum richtigen Zeitpunkt. Damit hat sich Alfa schon früher immer wieder sehr schwer getan, der italienische Autobauer braucht lange, um ein fertig gezeichnetes Modell auf die Räder zu stellen. Vielleicht ist das nun, nach der Aera Fiat Bravo, komplett anders geworden. Vielleicht stammt der nächste Alfa aus dem Computer. Egal wie, etliche Details werden vom Designchef entworfen und verantwortet und dort wartet man nun gespannt auf den Entscheid aus Turin, wer denn Wolfgang Egger ersetzen wird.

Zuvor darf man aber auf die letzten Arbeiten von Egger hoffen, denn in Genf wird er noch für Alfa Romeo arbeiten, wenn auch nicht zu erwarten ist, dass er als Chefdesigner weiterhin in Amt und Ehren weilt. Er wird aber sicherlich in Como erwartet, wenn Ende April der Concorso d'Eleganza Villa d'Este abgehalten wird.

In den letzten Jahren waren der Diva, der 8C und der 8C Spider wichtige Exponate auf der Oldtimer- und Design-Show am Comer See, im letzten Jahr zügelte der 8C Spider erneut den Titel ab. Ob dieses Jahr der Auftritt nach dem Abgang von Egger nun unter anderen Sternen steht ist noch ungewiss. Sicher ist, Wolfgang Egger selbst wird den Anlass kaum verpassen wollen.

Keine Kommentare: