Donnerstag, 21. Juni 2007

AMS: Werner Frey von Fiat Deutschland sieht keine grösseren Rabattmöglichkeiten mehr

In einem Interview mit der Auto, Motor und Sport sieht Werner Frey, seines Zeichens Chef von Fiat Deutschland, keine höheren Rabatte mehr. Er beantwortet im Interview Fragen zum ruinösen Preiswettbewerb, die Untätigkeit der Regierung in Sachen C02-Steuer, Insolvenzen im Handel und seine revidierten Absatz-Ziele.

Hier einige Zitate:

Herr Frey, per Mai sind die Neuzulassungen Ihrer Marken Fiat, Lancia und Alfa um insgesamt neun Prozent eingebrochen. Was gedenken Sie zu unternehmen, um diesen Trend zu bremsen oder besser noch umzukehren?
Frey: Wir bauen auf die Attraktivität unserer neuen Modelle, wie den Bravo, der Ende April gestartet ist, sowie die Neuauflage unseres Kultwagens Fiat 500, der im Oktober an den Start gehen wird und sicherlich viele Kunden in unsere Schauräume locken wird. Daneben haben wir einen ganzen Strauss von Programmen im Markt: von der Finanzierung über Fördergelder für Händler, die die Hereinnahme von Gebrauchtwagen sichern sollen bis hin zur gezielten Ansprache von Bestandskunden. Wir setzen vor allem auf attraktive Finanzierungspakete - und bieten Null-Anzahlung und null Zinsen für viele Modelle.

Mit anderen Worten: Eine Alleinstellung haben Sie nicht.
Frey: Mir ist bewusst, dass wir hier alle auf der selben Klaviatur spielen. Wir bauen auf die Kreativität unseres Handels- auch in Sachen Tageszulassungen und Vorführwagen, so wie es die Premium-Marken vormachen. Wir unterstützen den Handel so weit es geht - etwa mit Gebrauchtwagen-Inzahlungnahmen ohne Händlerbeteiligung. Und wir werden unser Werbebudget im Sommer erhöhen, um ein Sommerloch zu vermeiden.

Auch mit Rabatten sind Sie nicht zimperlich. Ihr Volumenmodell Grande Punto bieten Sie gerade mit einem Preisvorteil von 3.000 Euro an. Wie weit wollen Sie hier noch gehen?
Frey: Die Rabatte haben inzwischen eine Höhe erreicht, die nicht mehr weiter steigen kann. Mehr geht nicht, wenn ein Neuwagen nicht mit Verlusten in den Markt gedrückt werden soll. Das gilt für die gesamte Branche.

Welchen Ausweg sehen Sie?
Frey: Unserer Regierung muss es gelingen, die Unsicherheit bei den Privatkunden zu beseitigen - gerade in Sachen der drohenden C02-Steuer. Eine klare Entscheidung tut Not, damit Kunden nicht weiter so stark auf drei bis fünf Jahre alte Gebrauchtwagen ausweichen, so wie es gerade der Fall ist. Diese Untätigkeit in Berlin ärgert mich. Schon aus Eigeninteresse müssten bald Entscheidungen getroffen werden: Wir haben berechnet, dass dem Staat dieses Jahr Mehrwertsteuer-Einnahmen von rund einer Milliarde Euro entgehen. Ganz zu schweigen von den drohenden Kosten für neue Arbeitslose, wenn sich der Trend zu mehr Insolvenzen im Autohandel verschärft.

Wann rechnen Sie mit Entscheidungen aus Berlin?
Frey: Ich befürchte, dass wir uns bis Mitte 2008 gedulden müssen. Dass dies anders geht, zeigt der italienische Markt, wo seit Januar dieses Jahres eine CO2-abhängige Steuer greift. In Kombination mit vom Staat bezuschussten Verschrottungsprämie werden Privatkunden dazu bewegt, Neuwagen zu kaufen. Nach diesem Beispiel könnten wir auch in Deutschland den Fahrzeugbestand - mit dem Durchschnittsalter von immerhin nun 8,1 Jahren - weiter verjüngen, und es könnten mehr umweltfreundlichere sowie sichere Autos zugelassen werden.

Hat sich die Situation des Handels verschlimmert?
Frey: In unserem Netz zum Glück nicht. Die Zahl der Insolvenzen liegt auf dem Niveau des Vorjahres. Über alle Marken hinweg waren es in Deutschland 2006 rund 1.100 Insolvenzen von markengebundenen Händlern. Ich glaube, diese Zahl wird sich 2007 weiter erhöhen. Unsere Händler können zum Glück meist vom Transportermarkt profitieren. Hier sieht man, wie stark die Wirtschaft und der Mittelstand boomen.

In konkreten Zahlen?
Frey: Wir können hier einen Zuwachs von 50 Prozent im Auftragseingang verbuchen und werden unsere Position im Markt weiter ausbauen. Per Mai 2007 konnten wir unseren Marktanteil auf 12,6 Prozent Marktanteil steigern, im Vorjahreszeitraum waren es 11,7 Prozent. Dieses Jahr werden wir 34.000 Neuzulassungen im Transporterbereich verbuchen, d.h. 5.000 Fahrzeuge mehr als im Vorjahr.

Wie viele Pkw-Neuzulassungen erwarten Sie für das Gesamtjahr 2007 in Deutschland?
Frey: Hier muss ich meine internen Ziele leider revidieren, weil der Privatmarkt drastisch eingebrochen ist: Unser kumulierter Pkw-Marktanteil lag 2006 bei 2,4 Prozent, dieses Jahr wollen wir mit Fiat, Lancia und Alfa Romeo immerhin auf 2,7 Prozent steigern.

Bei welchem Gesamtmarkt?
Frey: Wir erwarten ebenso wie der VDIK, dass dieses Jahr nur noch 3,25 Millionen Neuzulassungen zu erreichen sind – statt der ursprünglich erwarteten 3,4 Millionen, an die wir noch zu Jahresbeginn geglaubt haben.

In absoluten Zahlen?130.000 Einheiten haben Sie vergangenen Dezember als Gesamt-Ziel für 2007 angegeben.
Frey: Ich rechne mit 86.000 Pkw und 34.000 Transportern, das heißt 120.000 Neuzulassungen. Intern kämpfen wir natürlich dafür mit allen Mitteln, uns gegen diese widrigen Marktgegebenheiten zu stemmen.

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