Freitag, 16. Mai 2008

Die Zeit: Der Alfamann im Alfa Spider

ZEITmagazin-Autor Harald Martenstein fährt im Alfa Romeo Spider mit offenem Verdeck und weckt den Rebellen in sich... ein sehr lesenswerter Artikel...

Zitate:
"Als ich den Wagen abhole, sagt die Testkoordinatorin, dass der letzte Alfa total verrissen worden sei. Deshalb habe die Firma Alfa Romeo der ZEIT jahrelang keine Testwagen mehr zur Verfügung gestellt. Die Kollegin gibt mir zu verstehen, dass dieser Alfa im Falle des Nichtgefallens der letzte Alfa aller Zeiten wäre. Wenn man mir sagt, dass ich etwas gut finden soll, werde ich sofort total kritisch. Da überfluten mich Freiheitswille und Widerspruchsgeist. Tief in mir drin wohnt ein Rebell, der wacht dann auf."

"Die Scheinwerfer des Alfas lehnen sich vom Design her an die Augenschlitze einer angreifenden Raubkatze an, dies soll Aggressivität signalisieren. Für so ein teures Auto sieht das Armaturenbrett billig aus. Ein Alfa Spider hat kaum Ablagen, kaum Kofferraum und sowieso keine Rückbank. Kopfsteinpflaster mag er nicht. Solch ein Auto ist unpraktisch und unökologisch. Es ist ein Angeberauto mit zu vielen Knöpfen dran, das ideale Auto für den Geldherauswerfer, den Klimakiller und den Möchtegernmädchenverführer. Es hat erstaunlicherweise jeder sofort geglaubt, dass dies jetzt mein neues Auto sei."

"Bei dem vorigen Testsportwagen, einem Mazda, war das nicht so, einen Mazda traut man mir nicht zu. Verglichen mit dem Alfa war der Mazda natürlich auch nur Pillepalle. Alle haben geguckt. Frauen haben mich angesprochen. Schöne Frauen. Wegen des Alfas! Ich hätte nie gedacht, dass Frauen in solch klischeehafter Weise auf Alfas abfahren. Dann habe ich das Verdeck aufgeklappt, elektrisch, und bin trotz ungünstiger Witterung durch die brandenburgische Pampa gefahren. Kälte, kein Problem. Der Alfa hat eine Sitzheizung. Da bist du oben herum ganz offen, und unten herum glühst du – muss ich mehr sagen?"

"Das Auto sieht – zugegeben, auf klischeehafte Weise – gut aus. Es weckt Emotionen. Wenn ich durch meine Tempo-30-Straße cruise, winken mir die Ökos wütend mit ihren verwelkten Möhrenbüscheln zu, ich soll langsamer fahren, dabei halte ich mich genau ans Tempolimit, ihr Flaschen. Gestern war ich noch auf ihrer Seite. Aber ich ändere mich. Es ist wie in den Filmen Dr. Jekyll und Mr. Hyde oder Die Fliege. Dieses Auto in seiner kolossalen Geilheit ist einfach stärker als ich. Oder ist es ein Auto für geborene Rebellen?"

Der ganze Artikel: http://www.zeit.de/2008/21/Auto-21

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