Auto-Bild Reporter baut einen Lamborghini
Mein erster Lamborghini - es tönt fast wie ein Aprilscherz, ist aber keiner. Auto-bild Reporter Georg Kracher (heisst der wirklich so?) durfte in Sant'Agata in die Vollen greifen und drei Tage bei Lamborghini an einem neuen LP560-4 mitwerkeln. Er erhielt zwar nur einfache Arbeiten auferlegt aber mit einigen Sachen sorgt er schon für Verwunderung bei den Informierten Leuten auf dem Markt.
Einige Zitate:
Das Polohemd kneift wie eine Zwangsjacke, und auch die Gummizughose zwickt wie ein Stringtanga. Kein Wunder – die wenigsten Lamborghini-Werker sind 2,05 Meter groß und 125 Kilo schwer. So wie ich. Das Briefing für den bulligen Schwarzbär ist anspruchsvoll: aktive Mitarbeit an der Endmontage des siebten LP560-4.
Mein erster Einsatz dauert exakt 17 Sekunden. Die Aufgabe: Schutzfolie von der lackierten Karosserie entfernen. Danach ist erst mal knapp zwei Stunden Pause. Das liegt unter anderem daran, dass schon an der Station 1 alles drunter und drüber geht – schlecht vormontierte Klemmen, zu kurze Rohre oder zu lange Rohre, falsch gebogene Bremsleitungen. Mein italienischer Wortschatz wächst im Zeitraffer. Dann hat Produktionsleiter Franchini endlich wieder einen Mini-Job für mich: Kühlwasserverbindungsstück mit vier Schellen fixieren. Claro, pronto. Ich schwinge den Drehmomentschrauber, signiere die Arbeit mit Filzstift. Alles gut? Alles Mist. "Schellen verkehrtrum befestigt, das Trumm scheuert an der Klimaleitung, neu machen, aber molto presto." Si, subito, e scusi ...
Zwischen 12 und 13 Uhr drängen sich dann 380 hungrige Schwarze um ein duftendes Drei-Sterne-Büfett. Ermattet von Ravioli, Saltimbocca und Gelati schlendere ich zurück an den Bock – genau rechtzeitig, um die viermal vier Schrauben der Motoraufhängung anzuziehen. Der Qualitätschef Ingo Budde schaut mir dabei über die Schulter. "Fehler absolut ausgeschlossen", doziert der Deutsche. "Erst wenn das richtige Werkzeug mit dem korrekten Anzugmoment 16-mal zum Einsatz gekommen ist, signalisiert ein grünes Licht das Okay für den nächsten Arbeitsgang."
Am zweiten Tag ist dann vor allem der lange Leerlauf – zwischen blöd schauen und im Weg stehen – anstrengend. Der Grund: Heute werden Fahrwerk und Motor installiert, und diese Aufgabe lässt selbst die coolen Obermuftis gelegentlich hohl drehen.
Anfang März 2008 war in Genf Premiere für einen weißen Gallardo LP560-4.
Die wahren Helden des Tages heißen Luca di Giosa und Martino Ruggera. Wie die beiden im Tandem Achsmodule hochwuchten, in einem Schwung auf die dünnen Führungsstifte schieben und dann die zwei Dutzend Schrauben in vorgegebener Reihenfolge spannungsfrei fixieren, das ist die ganz große Kunst, schwere Arbeit leicht aussehen zu lassen.
Tag drei ist der Tag der Wahrheit: Fährt er, oder fährt er nicht? Das ist die Frage. Mein größter Feind in dieser Zeitraffer-Endphase ist der altväterliche Kabelstrang, der uns als Krake bis zum allerletzten Handgriff begleitet. Auch ich darf zur Elektrifizierung des Geräts beitragen.
Obwohl ich den Könnern eigentlich nur Zeit gestohlen habe, reicht mir der Meister des Bands den Zündschlüssel zum ultimativen Funktionstest. Es dauert, doch nach zehn Sekunden Orgeln schlägt endlich der Blitz ein, und unter lautem Grollen biegen wir endlich ab in Richtung große Freiheit.
Fazit von AUTO BILD-Autor Georg Kacher
Aus mir wird nie ein genialer Schrauber, aber meine Augen haben heller leuchten gelernt in Sant'Agata, mein Herz hat die hämmernde Zündfolge des Zehnzylinders verinnerlicht. Was ich mitgenommen habe, ist auch ein Stück von dem grandiosen Teamgeist, der diese rabenschwarze Familie zusammenschweißt. Die Men in Black (und natürlich auch die Mädels) sind auf ihr Werk stolz wie Oskar.
http://www.autobild.de/artikel/am-band-in-sant_agata_601699.html
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